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Good Pretence: Wie Sie durch authentisches Englischlernen Ihre Sprechkompetenz steigern

  • Autorenbild: Sonja Schlesinger
    Sonja Schlesinger
  • 28. Okt.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 5 Tagen

Was wäre, wenn Sie einfach so tun, als würden Sie Englisch schon fließend sprechen? Nicht im Sinne von „vortäuschen“, sondern im Sinne von hineinwachsen – in die Version von Ihnen, die sich in der Sprache frei, selbstbewusst und authentisch ausdrückt. Das Konzept des Good Pretence Englischlernens beruht auf der Idee, sich in die gewünschte Haltung hineinzubewegen, bevor man sie vollständig beherrscht.


C. S. Lewis hat dieses Prinzip in einem anderen Zusammenhang beschrieben. Er sagte sinngemäß:

„Handeln Sie so, als hätten Sie bereits die Haltung, die Sie sich wünschen – und sie wird entstehen.“

Genau das lässt sich auf das Sprachenlernen übertragen. Denn Sprache ist nicht nur Wissen, sondern Verhalten, Identität und Selbstwahrnehmung. Wer Englisch lernen möchte, sollte sich nicht erst bereit fühlen, um zu sprechen – sondern handeln, als ob er es schon könnte.


Warum „Good Pretence“ Ihr Englischlernen so wirksam macht


Viele Lernende glauben: „Ich spreche erst, wenn ich sicher bin, dass es richtig ist.“ Doch das ist, als würden Sie sagen: „Ich gehe erst ins Wasser, wenn ich schwimmen kann.“


Das „Als-ob“-Prinzip kehrt diesen Mechanismus um: Sie sprechen schon, als wären Sie fortgeschritten, Sie denken schon auf Englisch, Sie verhalten sich so, als gehörte die Sprache selbstverständlich zu Ihrem Alltag.


Die Psychologie bestätigt, dass genau das wirkt:

  • Die Self-Perception Theory zeigt: Wir formen unser Selbstbild durch unser Verhalten. Wenn Sie sich wie jemand verhalten, der Englisch spricht, beginnen Sie, sich innerlich auch so zu sehen.

  • Der Pygmalion-Effekt belegt: Hohe, aber realistische Erwartungen an sich selbst steigern die tatsächliche Leistung.

  • Und das Konzept der enclothed cognition – also, dass Kleidung unser Denken beeinflusst – zeigt, dass unser äußeres Verhalten und unsere Haltung unmittelbare Rückkopplungseffekte auf unser Inneres haben.


Kurz gesagt: Ihr Gehirn glaubt, was Sie wiederholen und verkörpern.


Zwischen Authentizität und Hochstapelei


Natürlich geht es nicht darum, sich auf einer Konferenz als Native Speaker auszugeben. „Good Pretence“ heißt nicht, zu bluffen oder zu beeindrucken, sondern sich selbst in den Zustand hineinzuversetzen, in dem Sprache fließen darf.


Echtes „Als-ob“

Falsches „Fake-it“

Sie tun so, als wären Sie schon etwas sicherer, um dorthin zu wachsen.

Sie tun so, als wären Sie besser, um anderen etwas vorzumachen.

Sie nutzen das Verhalten als Übung.

Sie nutzen es als Maske.

Sie bleiben lernend und offen.

Sie müssen den Schein aufrechterhalten.

Sie gewinnen mit jedem Schritt Vertrauen.

Sie fürchten, entlarvt zu werden.


Wenn Sie zum Beispiel in einer internationalen Besprechung sagen:

„Let me just try to explain it in English.“

anstatt sich zu entschuldigen oder zu schweigen, dann handeln Sie als ob – und dieser kleine Moment verändert etwas Grundlegendes: Ihr Selbstbild.


Wie Sie das Prinzip praktisch anwenden


1. Sprechen Sie früher, als Sie denken, dass Sie bereit sind.


Warten Sie nicht, bis Sie „genug Vokabeln“ haben. Verwenden Sie die, die Sie bereits kennen, und bauen Sie mit jedem Gespräch weiter auf. Fehler sind dabei kein Risiko, sondern Trainingsmaterial.


2. Denken Sie in der Zielsprache.


Fragen Sie sich tagsüber: „How would I say that in English?“ – auch im Kopf. So trainieren Sie Ihr Gehirn darauf, dass Englisch kein Fremdkörper, sondern Teil Ihrer Denkweise ist.


3. Verhalten Sie sich wie jemand, der die Sprache benutzt.


Lesen Sie englische Artikel, schauen Sie Serien ohne Untertitel, machen Sie sich Notizen auf Englisch. Nicht, weil Sie alles verstehen müssen – sondern weil Sie lernen, sich selbst so zu erleben: als Person, die Englisch spricht.


4. Nutzen Sie die „Rollentechnik“.


Wenn Sie beim Sprechen Hemmungen haben, hilft eine kleine mentale Verschiebung: „Ich bin jetzt die Version von mir, die international arbeitet.“ Oder: „Ich bin jetzt die Person, die diese Präsentation souverän auf Englisch hält.“ Wie würde diese Person sprechen, sich bewegen, atmen? – Tun Sie genau das.


5. Reflektieren Sie, was das in Ihnen verändert.


Nach jeder Situation: Wie hat es sich angefühlt? Was hat funktioniert? Wo waren Sie näher an der Version von sich, die Sie werden möchten?


Ein Beispiel aus dem Sprachtraining


In unseren Kursen sehen wir es oft: Zwei Teilnehmende haben dasselbe Sprachniveau – aber völlig unterschiedliche Ergebnisse.

  • Person A wartet, bis sie sicher ist.

  • Person B tut so, als könnte sie schon.


Nach wenigen Wochen spricht Person B deutlich flüssiger. Nicht, weil sie „besser“ ist, sondern weil sie ihre Lernidentität verändert hat. Sie hat gelernt, in der Sprache zu leben, bevor sie sie perfekt konnte.


Fazit


Mit dem Prinzip des Good Pretence Englischlernens entsteht echte Sprechkompetenz – durch Verhalten, nicht nur durch Wissen. Es bedeutet im Sprachenlernen: Nicht vortäuschen, sondern verkörpern. Nicht angeben, sondern anwenden. Nicht warten, bis man perfekt ist, sondern schon jetzt als Lernende:r sprechen.


Oder, frei nach C. S. Lewis:

„Wenn Sie sich so verhalten, als könnten Sie Englisch sprechen – werden Sie es bald tun.“

Denn Sprache ist nicht nur, was Sie wissen. Sprache ist, wer Sie werden, wenn Sie sie sprechen. Hier erfahren Sie mehr darüber.

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