5 tägliche Sprechübungen, um Ihre englische Sprachflüssigkeit zu verbessern
- Sonja Schlesinger
- 9. Apr.
- 12 Min. Lesezeit
Englisch fließend zu sprechen ist für viele Berufstätige mit fortgeschrittenen Kenntnissen ein wichtiges Ziel – doch im stressigen Alltag bleibt oft wenig Zeit zum Üben. Vielleicht verstehen Sie englische Texte und Gespräche mühelos, merken aber, dass Ihnen beim aktiven Sprechen die Worte fehlen oder Sie ins Stocken geraten. Dieses Phänomen ist weit verbreitet: Viele Lernende auf B2- oder C1-Niveau verstehen fast alles, tun sich aber beim Sprechen schwer, einfach weil ihnen die Übung fehlt. Sprachtrainer betonen immer wieder: Nichts verbessert Ihre Sprechfertigkeit so sehr wie das Sprechen selbst. Tägliches Training – so kurz es auch sein mag – bewirkt hier Wunder. Konsistentes tägliches Üben stärkt nicht nur Ihr Gedächtnis, sondern fördert auch Ihr Selbstvertrauen. Man kann es mit einem Muskel vergleichen: „Sprechen erfordert Muskeln“ – je häufiger Sie diese nutzen, desto kräftiger und ausdauernder werden sie.
Die gute Nachricht ist, dass Sie keine Stunden pro Tag investieren müssen. Schon ein paar Minuten täglich reichen, um spürbare Fortschritte zu erzielen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen fünf effektive Sprechübungen vor, die sich leicht in den Berufsalltag integrieren lassen und von Sprachlehrern und Studien empfohlen werden. Jede Übung wird mit klaren Anleitungen, Beispielen und Tipps erläutert. Alle Übungen zielen darauf ab, Ihre Sprachflüssigkeit zu steigern – also flüssiger, spontaner und selbstbewusster auf Englisch zu sprechen. Übung macht den Meister – und mit diesen alltagstauglichen Techniken werden auch Sie merken, wie Sie Schritt für Schritt sicherer Englisch sprechen.
Übung 1: Zwei-Minuten-Kurzvortrag – spontanes Sprechen ohne Pause
Eine hervorragende Übung für mehr Spontaneität und flüssiges Sprechen ist der Zwei-Minuten-Kurzvortrag. Dabei halten Sie ganz allein einen kleinen Monolog von 2 Minuten zu einem beliebigen Thema – ohne Unterbrechung. Stellen Sie einen Timer auf Ihrem Handy auf zwei Minuten und legen Sie los. Wählen Sie ein leichtes, persönliches Thema, über das Sie frei sprechen können, z. B. ein Hobby, ein Buch oder Film, den Sie gerade genießen, Ihre Pläne für den nächsten Urlaub etc. Entscheidend ist, dass Sie bis zum Ablauf der Zeit nicht aufhören zu reden.
Diese Übung klingt einfacher als sie ist. Falls Ihnen zwei Minuten anfangs zu lang sind, starten Sie mit 30 Sekunden und steigern Sie sich allmählich. Wichtig ist, dass Sie lernen, ohne lange Pausen Ihre Gedanken auf Englisch auszuformulieren. Der Fokus liegt nicht auf perfekter Grammatik, sondern darauf, den Redefluss aufrechtzuerhalten. Sprachlehrer setzen diese Methode gezielt ein, denn sie schult Ihre Aussprache und lehrt Sie, Ihre Ideen auf Englisch auszudrücken, ohne ständig ins Stocken zu geraten. Wenn Ihnen ein bestimmtes Wort nicht einfällt, umschreiben Sie den Begriff mit anderen Worten, anstatt die Übung abzubrechen. Gerade dieses Umschreiben ist eine wichtige Fähigkeit, die Ihnen hilft, Unterhaltungen am Laufen zu halten. Anfangs werden Ihre Sätze vielleicht holprig oder grammatikalisch nicht perfekt sein – das ist völlig in Ordnung. Entscheidend ist, dass Sie nicht aufhören zu sprechen und die vollen zwei Minuten füllen.
Beispielhafte Themen für den Kurzvortrag: (Wählen Sie jeden Tag ein anderes Thema, um Ihren Wortschatz vielseitig einzusetzen.)
Ihr aktuelles Lieblingsbuch oder eine Serie, die Sie sehen.
Ein Erfolg oder Erlebnis des Tages (z. B. „Worüber habe ich mich heute gefreut?“).
Ihre Pläne fürs kommende Wochenende.
Beschreiben Sie einen Gegenstand auf Ihrem Schreibtisch in allen Details.
Stellen Sie sich z. B. den Wecker auf dem Weg zur Arbeit im Auto auf 2 Minuten und reden Sie einfach drauflos – es hört Sie ja niemand. Oder nutzen Sie die Übung als tägliches Ritual am Morgen mit einer Tasse Kaffee. Sie werden feststellen: Mit jeder Wiederholung fällt es Ihnen leichter, die zwei Minuten zu füllen. Sie analysieren unbewusst Ihre eigene Sprechweise, bemerken vielleicht wiederkehrende Fehler und lernen, flüssiger zu formulieren. Diese kurze Impulsrede hilft Ihnen, Hemmungen abzubauen. Nach einigen Wochen werden Sie deutlich seltener nach Worten suchen müssen. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, können Sie die Übung auch vor einem geduldigen Zuhörer (z. B. einem Kollegen oder Ihrem Englisch-Tandempartner) ausprobieren – Feedback von anderen ist immer hilfreich, aber nicht zwingend nötig. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit: Täglich zwei Minuten freies Sprechen werden Ihr Englisch merklich voranbringen.
Übung 2: Tagesrückblick auf Englisch – erzählen Sie Ihren Tag in eigenen Worten
In unserem Alltag führen wir ständig Gespräche darüber, was wir erlebt haben oder was wir vorhaben. Genau hier knüpft der Tagesrückblick als Übung an. Nehmen Sie sich jeden Abend ein paar Minuten Zeit, um Ihren Tag auf Englisch nachzuerzählen. Gehen Sie gedanklich durch Ihren Tagesablauf und formulieren Sie laut in englischen Sätzen, was Sie getan haben: vom Aufstehen über den Arbeitsweg, wichtige Ereignisse im Büro bis hin zum Abendessen. Diese Übung können Sie wie ein kurzes Tagebuch gestalten – nur dass Sie es mündlich statt schriftlich führen.
Der Nutzen ist vielfältig: Erstens wiederholen und festigen Sie Vokabeln und Redewendungen des Alltags. Zweitens gewöhnen Sie Ihr Gehirn daran, Alltägliches spontan in der Fremdsprache auszudrücken. Drittens erkennen Sie Lücken – fehlen Ihnen Wörter, um etwas zu beschreiben, notieren Sie diese für später. Indem Sie täglich Ihren Tag auf Englisch zusammenfassen, wird der Wechsel vom Deutschen ins Englische immer müheloser. Sie trainieren, Ereignisse in zusammenhängenden Sätzen darzustellen, was im Gespräch z. B. beim Erzählen von Wochenenderlebnissen enorm hilft.
Gehen Sie diese Übung ruhig entspannt an: Machen Sie es sich abends auf dem Sofa bequem oder sprechen Sie beim Heimweg im Auto mit sich selbst. Beginnen Sie Ihren mündlichen Tagesbericht etwa so: “Today I got up at 7 o’clock. I took the train to work, and on the way I listened to an English podcast. In the office, I had a meeting with…“ und so weiter. Versuchen Sie, chronologisch vorzugehen und einfach zu erzählen, als würden Sie einer freundlichen Person von Ihrem Tag berichten. Wenn Ihnen ein Wort fehlt, um eine bestimmte Tätigkeit zu beschreiben, umschreiben Sie es oder verwenden Sie einen allgemeinen Ausdruck – perfektionieren können Sie später noch.
Sprachlehrer empfehlen diesen Tagesrückblick, weil er Ihnen dabei hilft, Gedanken in klare Sätze zu fassen. Sie üben dabei automatisch gängige Vergangenheitsformen und Alltagsvokabular. Laut einer englischen Lernplattform sollten Sie am Ende jedes Tages kurz rekapitulieren, was Sie getan haben, und Ihre Erfahrungen in einfachen englischen Sätzen ausdrücken. Sie können hierzu – wie bei Übung 1 – einen Timer stellen (z. B. 3 Minuten) und sich vornehmen, in dieser Zeit so viel wie möglich vom Tag zu schildern. Der positiv motivierende Aspekt: Sie werden täglich daran erinnert, was Sie schon alles ausdrücken können. Und nach einigen Wochen können Sie immer detaillierter erzählen, ohne ins Deutsche wechseln zu müssen.
Tipp: Sollten Sie einen geduldigen englischsprachigen Kollegen, Freund oder sogar einen Privatlehrer haben, können Sie diese Übung gelegentlich auch mit ihm/ihr durchführen. Ein kurzer Austausch über den Tag – sei es morgens der Plan oder abends der Rückblick – gibt Ihnen zusätzlich Feedback und korrigiert Fehler. Aber auch allein ist der tägliche Sprachrückblick äußerst effektiv. Er wird schnell zur Gewohnheit und lässt sich wunderbar in Abendroutine oder Pendelzeit integrieren.
Übung 3: Small-Talk-Training – Alltägliche Gespräche simulieren

Ob auf der Arbeit, bei Konferenzen oder informellen Treffen – Small Talk auf Englisch gehört oft dazu. Viele fühlen sich unsicher bei diesen scheinbar banalen Plaudereien. Doch gerade das lockere Gespräch über Wetter, Wochenende oder allgemeine Befindlichkeiten macht einen großen Teil realer Kommunikation aus. Tatsächlich haben Untersuchungen gezeigt, dass nahezu ein Drittel unserer täglichen Gespräche aus Small Talk besteht. Grund genug also, auch diesen Bereich gezielt zu üben! Im Small-Talk-Training simulieren Sie typische kurze Unterhaltungen und üben sowohl das Stellen als auch das Beantworten einfacher Fragen, die im Alltag häufig vorkommen.
So gehen Sie vor: Überlegen Sie sich ein paar gängige Small-Talk-Fragen auf Englisch und sprechen Sie sie laut aus. Dann antworten Sie sich selbst, ebenfalls auf Englisch, so wie Sie es in einem echten Gespräch tun würden. Diese Übung können Sie vor dem Spiegel durchführen (so sehen Sie gleich Ihre Mimik und Gestik) oder einfach im Auto bzw. an einem ruhigen Ort. Wichtig ist, authentische Fragen und Antworten zu wählen. Typische Themen sind zum Beispiel das Wochenende, die Arbeit, die Herkunft oder die aktuelle Situation. Schreiben Sie sich ruhig 5–10 häufige Fragen auf und lernen Sie passende Antworten darauf, damit Sie im echten Gespräch nicht nach Worten suchen müssen.
Beispiele für häufige Small-Talk-Fragen (auf Englisch): What are you doing this weekend? – How are things going? – Are you from this area? – What brings you here? – Are you having a good time?. Überlegen Sie sich zu jeder dieser Fragen mögliche Antworten aus Ihrer eigenen Lebenswirklichkeit. Wenn Sie z. B. die Frage “What do you do (for a living)?” üben möchten, antworten Sie spontan mit einer kurzen Beschreibung Ihres Berufs und vielleicht einer anschließenden Frage an den (imaginären) Gesprächspartner. Sie können auch Situationen durchspielen: Tun Sie so, als würden Sie gerade auf einer Konferenz neben einem internationalen Kollegen stehen – was könnten Sie fragen? Und wie könnte er antworten, worauf Sie wiederum reagieren? Dieses Rollenspiel mit sich selbst mag anfangs ungewohnt sein, aber es bereitet Sie mental auf echte Situationen vor.
Sprach-Experten betonen, dass Small Talk alles andere als trivial ist – im Gegenteil, es ist die Grundlage für viele Gespräche und öffnet Türen zu tiefergehenden Unterhaltungen. Wenn Sie regelmäßig typische Fragen und Antworten durchgehen, werden Sie merken, dass Ihnen diese Floskeln und Wendungen immer leichter über die Lippen kommen. Das gibt Sicherheit! Beim nächsten realen Small Talk – sei es mit dem englischsprachigen Chef, einem Kunden oder auf Reisen – haben Sie bereits Formulierungen parat und können viel entspannter ins Gespräch einsteigen. Übrigens: Achten Sie nicht nur auf die Worte, sondern auch auf Ihre Intonation und Höflichkeitsformen – im Small Talk kommt es darauf an, freundlich und interessiert zu klingen. Je öfter Sie solche Dialoge üben, desto natürlicher wird Ihr Tonfall.
Zusammengefasst: Small Talk üben heißt, kurze Alltagsgespräche vorwegzunehmen. Machen Sie daraus eine tägliche Mini-Session, vielleicht morgens unter der Dusche oder auf dem Weg zur Arbeit: Stellen Sie sich 1–2 Fragen laut und beantworten Sie sie. Dieses Training dauert nur wenige Minuten, erhöht aber signifikant Ihre Reaktionsschnelligkeit und Ihr Selbstvertrauen in realen englischen Unterhaltungen. Schließlich gilt: Je vertrauter Ihnen die „kleinen Gespräche“ sind, desto leichter fällt auch das große Gespräch.
Übung 4: Shadowing – Muttersprachlern nachsprechen
Eine der effektivsten Übungen, um Aussprache, Betonung und Sprachrhythmus zu verbessern, ist das sogenannte Shadowing. Beim Shadowing hören Sie einem Muttersprachler zu und sprechen das Gehörte nahezu gleichzeitig nach – wie ein „Schatten“, der den Worten folgt. Diese Technik wird von Dolmetschern in der Ausbildung genutzt und hat sich als äußerst wirkungsvoll für das Sprachenlernen erwiesen ( Effects of training of shadowing and reading aloud of second language on working memory and neural systems - PMC ). Kurz gesagt, trainieren Sie damit Ihr Gehör und Ihre Sprechmuskulatur gleichzeitig. Studien belegen, dass Shadowing und lautes Nachsprechen zu den effektivsten Methoden beim Erlernen einer Fremdsprache gehören.
Wie funktioniert Shadowing konkret? Suchen Sie sich eine kurze Audioquelle auf Englisch – ideal ist etwas, das Ihrem Niveau entspricht und vorzugsweise auch im Alltag gebraucht wird. Das kann ein Ausschnitt aus einem Podcast, einer Nachrichtensendung, einem YouTube-Video oder auch einem Dialog aus einem Sprachlern-App sein. Hören Sie zunächst einmal hin, um den Inhalt grob zu verstehen. Dann starten Sie die Passage erneut und sprechen Sie zeitgleich mit. Versuchen Sie, Wort für Wort mit dem Sprecher mitzugehen, einschließlich gleicher Betonung und Sprachmelodie. Anfangs können Sie auch einen Satz-Pause-Modus nutzen: Lassen Sie jeweils einen Satz spielen, pausieren Sie, und sprechen Sie diesen Satz nach. Mit der Zeit versuchen Sie, die Pausen zu verkürzen, bis Sie nahezu synchron mitsprechen können.
Wichtig beim Shadowing: Imitieren Sie nicht nur die Worte, sondern auch den Tonfall, Akzent und Rhythmus des Sprechers. Anfangs fühlt es sich vielleicht an, als würden Sie nur „nachplappern“. Doch genau dieses Nachahmen schult Ihr Ohr und Ihre Zunge. Sie lernen, wie Wörter im Zusammenhang klingen, wie sie in einem Satz verschmelzen (Stichwort Connected Speech) und welche Silben betont werden. Diese Aspekte kommen beim reinen Vokabel- oder Grammatiklernen oft zu kurz. Durch Shadowing entwickeln Sie ein Gefühl dafür, wie natürliches Englisch klingt und fließt.
Dass sich der Aufwand lohnt, betonen Sprachcoaches ausdrücklich: Shadowing gilt als eine der besten Methoden, um Sprechen zu üben, denn es verbessert Aussprache, Intonation und sogar Ihren Wortschatz. Wenn Sie das Shadowing regelmäßig in Ihren Alltag einbauen, werden Sie schon bald Fortschritte bei Aussprache und Sprachfluss feststellen. Viele Lernende berichten, dass sie nach täglichem Shadowing-Training flüssiger sprechen und sich ihre Zunge an die fremde Sprache „gewöhnt“.
Tipps für Ihr tägliches Shadowing:
Passende Audioquelle wählen: Nutzen Sie Inhalte, die Sie interessieren – etwa ein kurzes BBC News-Video am Morgen oder einen Ausschnitt aus Ihrem Lieblings-Englisch-Podcast. 1–3 Minuten Länge reichen völlig.
Text mitlesen (optional): Wenn verfügbar, lesen Sie beim ersten Hören die Untertitel oder das Transkript mit. So prägen Sie sich die Worte visuell ein.
Nachsprechen in Etappen: Hören Sie einen Satz oder Abschnitt und sprechen Sie ihn nach (anfangs mit Pause). Arbeiten Sie sich so durch die Passage.
Shadowing in Echtzeit: Versuchen Sie dann, die Passage ohne Pause mitzusprechen. Anfangs werden Sie nicht jedes Wort erwischen – das ist okay. Konzentrieren Sie sich auf Rhythmus und Sprachmelodie.
Wiederholung: Wiederholen Sie die gleiche Passage mehrmals, bis es immer flüssiger geht. Am nächsten Tag können Sie neuen Content wählen oder bei Bedarf denselben, um noch sicherer zu werden.
Durch diese Schritt-für-Schritt-Methode holen Sie das Maximum aus dem Shadowing heraus. Sie werden merken, dass Sie mit der Zeit immer weniger Pause-Taste brauchen. Ihr Gehirn antizipiert die gehörten Wörter schneller, und Ihr Mund formt die Laute immer selbstverständlicher. Shadowing vereint Hören und Sprechen ideal: Sie verbessern Ihr Hörverständnis und Ihren aktiven Sprachgebrauch simultan. Sprachprofis setzen daher auf diese Übung – in der Dolmetscherausbildung ist Shadowing fester Bestandteil, um die Arbeitsgedächtnisleistung und den Sprachfluss zu steigern.
Ein zusätzlicher Vorteil: Shadowing macht Spaß, weil Sie quasi an einem „Dialog“ teilnehmen, selbst wenn Sie alleine üben. Sie können sich Sprecher auswählen, deren Akzent Sie besonders mögen, und so auch Ihre Aussprache dem gewünschten Akzent annähern. Ob britisches Englisch aus der BBC, amerikanisches Englisch aus einem Podcast oder australischer Akzent aus einem YouTube-Video – Sie entscheiden, wen Sie nachsprechen. Durch dieses Imitieren entdecken Sie zudem Redewendungen und Satzmuster, die in echten Gesprächen vorkommen, und verinnerlichen sie ganz nebenbei.
Integrieren Sie Shadowing täglich für ein paar Minuten, etwa auf dem Heimweg mit Kopfhörern (Sie können leise mitsprechen) oder morgens beim Kaffee. Sie werden sehen: Ihre Sprechflüssigkeit und Aussprache werden nach einigen Wochen deutlich verbessert sein, und Sie klingen immer mehr wie ein Muttersprachler in spe.
Übung 5: Selbstaufnahme und Analyse – sich selbst aufnehmen und korrigieren
Zu hören, wie man selbst auf Englisch klingt, ist ungewohnt – aber genau darin liegt eine enorme Lernchance. Bei dieser Übung nehmen Sie sich selbst beim Sprechen auf (z. B. mit dem Smartphone) und hören sich die Aufnahme anschließend kritisch an. Diese Selbstanalyse hilft Ihnen, Aussprachefehler, falsche Betonungen oder Unsicherheiten zu erkennen und gezielt daran zu arbeiten. Wie es so treffend heißt: „Du bist dein eigener schlimmster Kritiker“ – nutzen Sie diese Eigenschaft konstruktiv, um Ihr Englisch zu verbessern!
Schritt 1: Wählen Sie ein kurzes Sprechmaterial. Das kann ein selbst gewähltes Thema sein, über das Sie 1–2 Minuten frei sprechen (ähnlich wie bei Übung 1), oder ein vorbereiteter Text, den Sie vorlesen. Sie können z. B. einen Artikelabsatz oder einen Dialog aus Ihrem Englisch-Lehrbuch laut lesen. Alternativ schauen Sie sich einen Ausschnitt einer englischen Serie mit Untertiteln an und sprechen die Dialoge nach.
Schritt 2: Nehmen Sie sich dabei auf. Die meisten Smartphones haben Sprachaufnahme-Apps, die einfach zu bedienen sind. Suchen Sie sich einen ruhigen Ort, starten Sie die Aufnahme und sprechen Sie los. Versuchen Sie, klar und laut genug zu sprechen, so wie Sie es auch in einem echten Gespräch tun würden.
Schritt 3: Hören Sie sich die Aufnahme vollständig an. Ja, das kann anfangs unangenehm sein – niemand hört seine eigene Stimme gern. Aber genau hier gewöhnen Sie sich daran, Ihre eigene Stimme auf Englisch zu hören, was langfristig Ihr Selbstbewusstsein stärkt. Achten Sie beim Anhören auf bestimmte Aspekte: Klingen Sie flüssig oder stottern Sie? Wo machen Sie Pausen? Wie ist Ihre Aussprache bei schwierigen Wörtern? Notieren Sie sich 2–3 Dinge, die Ihnen auffallen – positiv wie negativ.
Schritt 4: Analyse und Korrektur: Gehen Sie Ihre Notizen durch. Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie häufig "ähm" sagen oder bei bestimmten Lauten unsicher sind. Nehmen wir an, Ihnen fällt auf, dass Sie das Wort “thought” falsch aussprechen. Nutzen Sie diese Erkenntnis: Schlagen Sie die korrekte Aussprache im Online-Wörterbuch (z. B. Cambridge Dictionary) nach und üben Sie das Wort gezielt. Wiederholen Sie eventuell die Aufnahme (Schritt 2) noch einmal mit Fokus auf die verbesserten Punkte.
Sprachlernexperten raten zu dieser Methode, denn wer schon etwas Englisch kann, kann sich bis zu einem gewissen Grad selbst trainieren – man wird zum eigenen Aussprachecoach. Tatsächlich kann es sehr hilfreich sein, sich selbst aufzunehmen und auf Fehler zu achten. Eine praktische Variante dieser Übung beschreibt Preply so: Schauen Sie sich einen kurzen Ausschnitt einer englischen Netflix-Serie mit Untertiteln an und nehmen Sie dann auf, wie Sie diesen nachsprechen. Anschließend können Sie Original und Aufnahme vergleichen. So entdecken Sie schnell Unterschiede in Tempo, Melodie oder Aussprache und können gezielt daran feilen.
Durch das regelmäßige Aufnehmen und Anhören wird Ihnen bewusst, wo genau Sie sich noch verbessern können. Vielleicht merken Sie z.B., dass Sie dazu neigen, Endungen zu verschlucken oder dass Ihre Fragen immer wie Aussagen klingen (fehlende Intonationsanhebung am Satzende). Solche Feinheiten fallen oft erst auf, wenn man sich selbst hört. Der anfängliche "Oh Gott, so klinge ich?"-Effekt weicht schnell einem objektiveren Hörverstehen der eigenen Sprache. Sie gewöhnen sich an Ihre englische Stimme und fühlen sich beim Sprechen immer wohler.
Ein weiterer Vorteil: Sie können Ihren Fortschritt dokumentieren. Heben Sie einige Aufnahmen auf und hören Sie sie nach ein paar Monaten erneut. Sie werden überrascht sein, wie viel flüssiger und natürlicher Sie mit der Zeit klingen. Diese Erfolgserlebnisse motivieren enorm. Und keine Sorge – die Aufnahmen sind ja nur für Sie bestimmt (es sei denn, Sie möchten sie mit einem Lehrer teilen, was ebenfalls sinnvoll sein kann).
Tipp: Versuchen Sie, ehrlich aber wohlwollend mit sich selbst zu sein. Ziel ist es nicht, sich runterzumachen, sondern Verbesserungspotential zu entdecken. Loben Sie sich auch: Vielleicht haben Sie ein Wort besonders schön ausgesprochen oder einen komplizierten Satz ohne Zögern hingekriegt. Durch regelmäßige Selbstaufnahmen entwickeln Sie ein feineres Gehör für Sprache und bauen Fehler nach und nach ab – und das alles in Ihrem eigenen Tempo.
Fazit: Diese fünf Übungen – vom spontanen Kurzvortrag über den abendlichen Tagesrückblick, Small-Talk-Simulationen, Shadowing bis hin zur Selbstaufnahme – zeigen, dass regelmäßiges Sprechen im Alltag kein unüberwindbarer Aufwand sein muss. Jede für sich dauert oft nur wenige Minuten, hat aber eine große Wirkung auf Ihre Englisch-Fluency. Wichtig ist die Kontinuität: Integrieren Sie diese Übungen fest in Ihren Tagesablauf, seien Sie es sich wert, täglich ein wenig Zeit in Ihr Englisch zu investieren. Studien zum Spracherwerb unterstreichen, dass tägliche Praxis nicht nur das Gedächtnis stählt, sondern auch die Gehirnleistung steigert und zu mehr Selbstvertrauen führt. Vor allem aber werden Sie bemerken, dass Ihnen englisches Sprechen immer leichter fällt – ob alleine oder mit anderen.
Lassen Sie sich also nicht entmutigen, wenn es anfangs holpert. Jeder Tag, an dem Sie sprechen, bringt Sie einen Schritt voran. Schon bald werden Sie in Meetings oder Reisen intuitiv auf Englisch antworten, ohne lange zu überlegen. Übung macht den Meister – mit wenig Zeit, aber konsequent angewendet, werden Sie Ihre Sprachflüssigkeit deutlich verbessern. Probieren Sie es aus: Starten Sie gleich morgen mit einer dieser Übungen. In ein paar Wochen werden Sie mit Stolz auf Ihre Fortschritte blicken und sagen können: „Ich spreche bereits viel flüssiger Englisch!“. Viel Erfolg und vor allem: Have fun speaking! 🗣️
Über die Autorin:
Sonja Schlesinger ist Sprachtrainerin mit Leidenschaft für effektives und lebensnahes Sprachenlernen.
Comments